Fachwelt staunt über zoologische Rarität
Urzeitkrebse bei den Przewalski-Pferden
Wie Schroth berichtet, leben die Urzeitkrebse in den flachen Kuhlen auf Campo Pond, überdauern dort viele Jahre trockene Sommer im Ei-Stadium, bis die Chance eines ergiebigen Sommerregens günstige Entwicklungsbedingungen zulassen. Die Dauereier werden von Enten und anderen Vögel verbreitet, an deren Gefieder und Füßen sie haften. „Die Eier brauchen allerdings ungedüngte und nährstoffarme Kleingewässer ohne Fische, um zu überleben“, erläutert Schroth. Solche speziellen Bedingungen seien heute sehr selten geworden und es sei daher kein Zufall, dass die wenigen Fundorte fast alle in ehemaligen Truppenübungsplätzen lägen. „Nur hier herrschen die notwendigen Bedingungen ohne Kunstdünger und ohne Biozide!“
Idealer Lebensraum für Urzeitkrebse: Flache Himmelsteiche (entstanden durch Regenwasser) auf Campo Pond.
Der Fund habe unter anderem bei den Fachwissenschaftlern Prof. Dr. Michael Türkay vom Senckenberg Forschungsinstitut, Prof. Dr. Bruno Streit vom Zoologischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt, und bei Prof. Dr. Mario Engelmann vom Institut für Biochemie und Zellbiologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ein großes Echo gefunden, weiß Schroth zu berichten.
„Großes Interesse findet in diesem Zusammenhang auch die gelungene Landschaftspflege der Tümpel durch die Przewalski-Pferde, ohne die diese Kleingewässer schon längst verbuscht und beschattet wären und in Folge als Lebensraum für die Krebse nicht mehr geeignet wäre“, erzählt Christoph Goebel, Leiter des Bundesforstbetriebs Schwarzenborn, der sowohl Eigentümer der Fläche, als auch Halter der Pferde ist. „Die Beweidung des Areals durch die Pferde führt zu einer stetig ansteigenden Artenvielfalt von Fauna und Flora auf dem Gelände!“ Auch Stadtrat Andreas Kowol zeigte sich begeistert über die immer wieder neuen, positiven Überraschungen in diesem ökologisch hoch wertvollen Hanauer Natura-2000-Schutzgebiet. „Die Natur bricht sich Bahn, wenn ihr der Raum dafür gegeben wird. Im Gegensatz zu diesen Urzeitkrebsen, die Millionen von Jahren als „lebenden Fossilien“ überdauert haben, gibt es uns Menschen erst seit kurzer Zeit. Es ist unsere Aufgabe auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass es geschützte Lebensräume für Lebewesen wie diese gibt.“